Umgang mit dem Holocaust – Interessiert, aufmerksam, laut, gemeinsam

Überall sind heute, am 27. Januar, Berichte, Filme und andere Beiträge zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust zu sehen. Das ist gut so, denn man kann gar nicht oft genug daran erinnern und davor warnen, was damals im KZ Auschwitz-Birkenau und anderen Orten, an denen Menschen systematisch vernichtet wurden, geschehen ist. Doch es reicht nicht, sich an einem Tag im Jahr einige Reden anzuhören. Immer wieder müssen wir uns damit beschäftigen, um das „Nie wieder“ zu bekräftigen.

Foto: Dnalor 01, KZ Auschwitz-Birkenau, Bahngleise der Entladerampe, Blumen zum Gedenken, CC BY-SA 3.0 AT

Interessiert euch!

Es gibt mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, sich über den Holocaust, seine Voraussetzungen und den Weg dorthin zu informieren. Ich habe dazu bereits einen Beitrag geschrieben. Die erste Begegnung damit gibt es oft in der Schule, so früh wie möglich. Aber wir können auch Bücher wie Anne Franks Tagebuch und seriöse Beiträge im Internet lesen. Wir können uns TV-Dokumentationen ansehen, beispielsweise die Reihe Die Wahrheit über den Holocaust, mit der ich mich gerade beschäftige. Spielfilme bieten eine weitere Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern. Am besten ist die direkte Konfrontation. Wer die Möglichkeit hat, eine Gedenkstätte zu besuchen oder einem Zeitzeugen zuzuhören, sollte dies nutzen.

Seid aufmerksam!

Nicht nur der Aufstieg der rechtsextremen AfD in Deutschland zeigt, dass der Antisemitismus immer noch weit verbreitet ist und wieder offensichtlicher wird. Die Nazis haben die Konzentrationslager nicht plötzlich und überraschend errichtet. Denn die Vernichtung der Juden und anderer als minderwertig eingestuften Menschen war ein langsam eskalierender Prozess. Die Entwicklung begann mit alten Vorurteilen über Juden und ging mit zunehmender Ausgrenzung und Entmenschlichung weiter. Aus geplanten Deportationen wurden Erschießungen in immer extremerem Ausnahme bis zum Massaker von Babyn Jar. Aus kleineren Gaskammern wurde Auschwitz. Damit sich so etwas nicht wiederholt, müssen wir möglichst früh die Gefahren erkennen.

Seid laut!

Wenn wir Unrecht erkennen, müssen wir es nicht nur wahrnehmen. Wir müssen uns dagegen wehren. Wer andere Menschen diskriminiert, muss Gegenwehr spüren. Antisemitismus, Rassismus und andere Angriffe auf unschuldige Menschen müssen verbal und juristisch angeklagt werden. Als Reaktion auf den Holocaust schrieben die Verfasser des deutschen Grundgesetzes bewusst als ersten Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Besser kann man es nicht zusammenfassen.

Geht auf andere Menschen zu!

Die beste Methode, um diskriminierende Tendenzen zu verhindern, ist wohl immer noch der Umgang mit möglichst vielen verschiedenen Menschen. Verlasst die Filterblase und geht auf die Menschen zu! Junge und ältere Menschen, Einheimische und Migranten, Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen mit unterschiedlichen Religionen, Menschen mit verschiedenen Interessen, Menschen mit gegensätzlichen Meinungen. Die Vielfalt macht das Leben interessant.

Foto: Diego Delso, delso.photo, Barracones en Auschwitz II-Birkenau, Polonia7, CC BY-SA 3.0