Good News: So wird der Journalismus positiv

„Bad news are good news.“ – dieser Spruch ist in der Welt der Nachrichten weit verbreitet. Schlechte Nachrichten sollen sich besser verkaufen. Aber stimmt das? Da antworten immer mehr Journalisten mit einem Nein. Denn es gibt eine Gegenbewegung. Der positive Journalismus bringt die guten Nachrichten in den Vordergrund. Wie solche Medien aussehen und funktionieren, zeige ich in diesem Beitrag.

Der Kampf gegen das Doomscrolling

Habt ihr schon mal vom Doomscrolling gehört? Den Begriff kennt ihr vielleicht nicht, aber das damit beschriebene Phänomen auf jeden Fall. Die Covid-19-Pandemie, die Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten, Rechtsextremismus, Wirtschaftskrise oder einfach der neuste Streit in der Regierung – solche Themen füllen nicht nur die Nachrichten. Sie sind auch auf den Social-Media-Plattformen von Instagram bis TikTok allgegenwärtig. Die Flut an negativen Meldungen, die oft noch mit Propaganda und Hass kombiniert werden, können sehr belastend sein.

Sie sind aber nicht nur schlecht für die mentale Gesundheit. Durch die Dominanz der Meldungen über Kriege, Krisen und Probleme verzerrt sich vor allem unser Weltbild. Man bekommt den Eindruck: Alles ist scheiße. In Wirklichkeit gibt es jedoch sehr viele engagierte Menschen, positive Entwicklungen und hilfreiche Ideen. Genau hier setzt der positive Journalismus mit den Good News an.

Zeitung mit Good News
Positiver Journalismus stellt die Good News in den Mittelpunkt.

Das Good News Magazin als Vorreiter

Ein Vorreiter in dieser Richtung ist das Good News Magazin. Die Ursprünge dieses Magazins liegen im Jahr 2016, aber professionalisiert wurde es ab Ende 2020. Ist es nur Zufall, dass dieser Schritt mitten in der Corona-Pandemie erfolgte, die unser Leben so veränderte? Nachdem ich vor einiger Zeit mal beim Instagram-Account auf Folgen geklickt hatte, habe ich in den letzten Wochen begonnen, mich intensiver mit dem GNM zu beschäftigen.

Ich bin Abonnent geworden und habe die bisherigen fünf Ausgaben des Printmagazins nachträglich gekauft und gelesen. Außerdem habe ich in den vergangenen Tagen damit begonnen, den Podcast „Weltaufgang“ zu hören. Der Podcast gehört auch zum GNM. Ihr seht schon, die Redaktion ist mit allen Arten von Medien vertreten, um die guten Nachrichten zu verbreiten.

Positiver Journalismus ist kein Schönreden

Wer positiven Journalismus betreibt, sieht sich dem Verdacht ausgesetzt, dass er oder sie alles nur schönreden will. Es geht aber nicht darum, euphemistisch etwas zu vertuschen. Schließlich müssen die Good News nicht erfunden werden. Die positiven Entwicklungen und Ideen sind ebenso vorhanden wie alles Schlechte auf der Welt. Sie sind nur weniger präsent in den Medien und Social-Media-Feeds.

Der positive Journalismus verbessert die Kommunikation, um das Gute sichtbar zu machen und ihm die nötige Aufmerksamkeit zu geben. Je mehr positive Nachrichten verbreitet werden, desto mehr wird das Gleichgewicht in der Welt wiederhergestellt. Medien wie das GNM ignorieren die Probleme nicht. Sie bemühen sich aber, lösungsorientiert zu handeln und Chancen zu zeigen, statt zu jammern und alles schlechtzureden. Oder in ihren eigenen Worten: „Positiver Journalismus heißt für uns: Wir zeigen nicht mit dem Finger auf das, was fehlt, sondern wollen bestärken und fördern, was bereits da ist.“

Ein paar Beispiele für Good News

Um mal zu verdeutlichen, wie solche guten Nachrichten konkret aussehen, habe ich aus jeder der bisherigen fünf Printausgaben des Good News Magazins jeweils zwei Artikel ausgesucht. Sie sind natürlich nur wenige Beispiele für die Vielfalt an positiven Themen.

  • Ausgabe 1/2022: Der erste ausgewählte Text stellt die Website Gapminder vor. Das Projekt konfrontiert die Nutzer mit ihren Fehleinschätzungen zu großen Themen wie Klimawandel, Armut, Migration usw. Anhand von Statistiken aus zuverlässigen Quellen wird dann gezeigt, wie die Welt wirklich aussieht. In meinem zweiten Beispiel geht es um die Human Library. Man bekommt hier Kontakt zu Menschen. Sie sind Experten oder Betroffene aus verschiedenen Bereichen, mit denen man sonst vielleicht eher selten zu tun hat.
  • Ausgabe 1/2023: Wenn wirtschaftliche Interessen und indigene Völker aufeinandertreffen, kann das auch positiv enden. Das zeigt der Beitrag über die A’i Cofán in Ecuador, deren Rechte gerichtlich gestärkt wurden. Beim Projekt Herzcaspar engagieren sich Ehrenamtler, um jungen Menschen die schwierige Zeit bei einem Krankenhausaufenthalt schöner zu gestalten. Das Projekt entstand durch ein persönliches Erlebnis.
  • Ausgabe 2/2023: Im vergangenen Jahr habe ich mich hier im Blog schon mit der Frage beschäftigt, was das Wissen ausmacht. Das GNM zeigt in diesem Artikel, warum es gut ist, wenn wir uns der Grenzen unseres Wissens bewusst sind. Ein weiterer Beitrag aus dieser Ausgabe erklärt, was komplexe Systeme sind und wie sie funktionieren.
  • Ausgabe 3/2023: Monologe auf der Theaterbühne geben Menschen eine Stimme, die über Themen wie Klimawandel und Asyl sprechen. Durch persönliche Eindrücke werden die Themen menschlicher. Außerdem wird gezeigt, was man vom Kinderjournalismus lernen kann.
  • Ausgabe 4/2023: Das Heft beschäftigt sich mit dem Oberthema Geld und ein Autor fragt, was dieser Wohlstand eigentlich ist. Ein Projekt bringt wohnungslose Menschen auf ein Magazin-Cover.

Andere Anbieter von Good News

Jetzt habe ich viel über das Good News Magazin gesagt. Aber dieses Magazin steht beim positiven Journalismus nicht allein. Deshalb möchte ich noch auf ein paar andere Angebote hinweisen. Dazu gehört das Projekt goodnews.eu, das die Ausrichtung ebenfalls im Namen trägt. Hier stellen drei Frauen täglich gute Nachrichten aus anderen Medien zusammen. Das Ergebnis ist auf der Website, im Newsletter oder einer App zu sehen. Zusätzlich betreiben die Frauen ebenfalls einen Podcast, nämlich „Good Impact“. Ich bin allerdings noch nicht dazu gekommen, ihn zu hören.

Bei großen Nachrichtenseiten findet man Übersichten mit guten Nachrichten. Meistens sind sie allerdings in einer Rubrik versteckt. So bietet der Spiegel beispielsweise einen Newsletter mit dem Titel „Alles Gute vom Spiegel“. Das WDR-Programm Cosmo veröffentlicht den Podcast „Daily Good News“, in dem jeden Morgen eine positive Nachricht kurz vorgestellt wird. Apropos Podcast: Wenn ihr wissen wollt, wie man mit Online-Medien einiges lernen kann, lest mal meinen früheren Blogbeitrag dazu.

Viel Gutes in der Welt

Wenn man sich die Beispiele für Good News mal ansieht und die entsprechenden Medien regelmäßig verfolgt, merkt man schnell: Die Welt ist besser, als sie oft dargestellt wird. Es gibt nicht nur Krisen und Probleme, sondern auch Möglichkeiten und Lösungen. Wir können alle dazu beitragen, die Welt noch besser zu machen. Vielleicht kommen wir dann meiner Vision aus Futurissimae ein Stück näher.