Was man über das Wissen wissen sollte

Wisst ihr eigentlich, was ihr alles wisst? Habt ihr ein gutes Allgemeinwissen? Wenn man mal ganz grundsätzlich über das Thema nachdenkt, merkt man schnell, wie komplex es ist. Was bedeutet das eigentlich, etwas zu wissen? Warum ist es so wichtig und was kann man damit alles erreichen? Darum geht es in diesem Beitrag.

Wissen explodiert in einer Bibliothek.
Das Wissen explodiert, aber niemand kann alles wissen.

Definitionen und ähnliche Begriffe

Wer ein neues Wort lernt, braucht eine Definition, um es zu verstehen. Sehen wir uns also mal an, wie Wissen definiert wird. Die Wikipedia sagt, es „wird üblicherweise [als] ein für Personen oder Gruppen verfügbarer Bestand von Fakten, Theorien und Regeln verstanden, die sich durch den höchstmöglichen Grad an Gewissheit auszeichnen, so dass von ihrer Gültigkeit bzw. Wahrheit ausgegangen wird.“ Der Duden beschreibt es als „Gesamtheit der Kenntnisse, die jemand hat“ und die Wörterbuch-Seite DWDS nennt es „Gesamtheit dessen, was jmd. weiß, Gesamtheit der Kenntnisse“.

Daran können wir schon mal erkennen, dass es ein sehr umfassender Begriff ist. Außerdem zeigt sich, dass wir ihn von anderen Wörtern abgrenzen müssen. Eine Information ist im Vergleich dazu beispielsweise nur eine Kleinigkeit. Dass Köln fast 1,1 Millionen Einwohner hat und dort ein berühmter Dom steht, sind zwei Informationen, aber nicht das gesamte verfügbare Wissen über die Stadt. Fakten sind belegte, allgemein erkannte Informationen. Hingegen ist eine Meinung persönlich geprägt. Eine Vermutung kann zum Teil des Wissens werden, wenn sie wissenschaftlich überprüft und bestätigt wird. Um es mit Jimmy Carter zu sagen: „Die Theorie ist eine Vermutung mit Hochschulbildung.“ Zum Thema Bildung kommen wir später noch.

Persönliche Kenntnisse und Allgemeinwissen

Niemand kann alles wissen. Selbst der schlauste Mensch der Welt verfügt nur über einen Teil der Erkenntnisse, die die Menschheit im Laufe ihrer Geschichte angesammelt hat. Das persönliche Wissen ist also immer eine Teilmenge des gesamten Wissens. Was die jeweilige Teilmenge umfasst, hängt natürlich von unseren individuellen Erfahrungen und Interessen ab. Um nicht zum Fachidioten zu werden, sollte man sich möglichst vielseitig interessieren, also mit verschiedenen Themen beschäftigen.

Das funktioniert am besten in der Interaktion mit anderen Menschen. Die Menschen sind zur mächtigsten Spezies auf diesem Planeten geworden, weil sie miteinander kommuniziert haben. Sie haben ihr Wissen an folgende Generationen weitergegeben und ausgebaut. Da diese Menge damit immer größer geworden ist, muss man wiederum aussieben. So ist die Vorstellung vom Allgemeinwissen oder der Allgemeinbildung entstanden. Darunter versteht man die grundsätzlichen Kenntnisse, die man braucht, um in der Gesellschaft gut zurechtzukommen. Autoren wie Dietrich Schwanitz haben versucht, dieses Allgemeinwissen festzulegen. Aber es muss natürlich immer wieder aktualisiert und angepasst werden, zum Beispiel beim technischen Fortschritt oder neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Wie das Wissen explodiert ist

Als die ersten Menschen noch in ihren Höhlen lebten, haben sie vor allem durch Versuch und Irrtum oder durch Zufall gelernt. So ein Feuer erzeugt Wärme. Höhlenmalereien waren außer den sich entwickelnden Sprachen die ersten Formen von Botschaften, um das Erlebte festzuhalten. Später wurden Phänomene, die die Menschen sich noch nicht wissenschaftlich erklären konnten, mit religiösen Mächten oder mit Magie begründet. Die Hexenverfolgung hätte es vielleicht nicht gegeben, wenn man den betroffenen Frauen aus Unwissenheit nicht alles Böse unterstellt hätte. Im Zeitalter der Aufklärung hat man dann begonnen, sich auf die Vernunft zu konzentrieren.

Die Verbreitung des Wissens ist natürlich auch eng mit der Entwicklung von Sprache und Schrift verbunden. Während man das Gelernte und seine Erfahrungen früher nur mündlich weitergeben konnte, ermöglichten es Bilder und die daraus entstandenen Schriftsysteme, die Kommunikation unabhängig von Ort und Zeit zu machen.

Mit der Entwicklung der Wissenschaften und der zunehmenden Mobilität bis hin zu Globalisierung ist das Wissen dann immer größer geworden und schließlich explodiert. Das kann man beispielsweise an den Bibliotheken erkennen. Die beiden größten Bibliotheken der Welt, nämlich die Library of Congress in Washington und die British Library, verfügen jeweils über rund 170 Millionen Medien, die deutsche Nationalbibliothek hat immerhin rund 41 Millionen Medien. Noch viel größer ist der Umfang des World Wide Web. Die Schätzungen zur Anzahl der Websites gehen in den Milliarden-Bereich. Um dort den Überblick zu bekommen, entstanden Suchmaschinen wie Google. Doch die haben nicht zufällig den Ruf als allwissende Müllhalde.

Bibliothek als Speicher für Wissen
In Bibliotheken ist viel Wissen gespeichert.

Fakenews: Wie Wissen manipuliert wird

Nicht erst seit Donald Trumps Eskapaden gibt es Fakenews und „alternative Fakten“. Schon immer haben Menschen mit bösen Absichten versucht, andere Menschen zu manipulieren. Dabei müssen wir erstmal zwischen Irrtum und Lüge unterscheiden. Ein Irrtum geschieht versehentlich oder weil man etwas nicht weiß. Eine Lüge ist hingegen eine absichtliche Manipulation wider besseres Wissen.

Aber warum tun Menschen so etwas? Warum erzählen sie etwas, das offensichtlich dem aktuellen Wissensstand widerspricht? Ganz einfach hat Francis Bacon das Problem zusammengefasst: „Wissen ist Macht.“ Wer mehr Wissen erworben hat, kann das auch missbrauchen, um andere Menschen zu beherrschen und sich weitere Vorteile zu verschaffen. Im Internet und generell bei der immer größeren Menge an Wissen, ist die Gefahr groß, sich zu verirren. Um das zu verhindern, brauchen wir eine möglichst umfassende Bildung für alle.

Gute Bildung

Dem antiken Denker Sokrates wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß schon alles besser.“ Der neuzeitliche Industrielle Henry Ford wird eher pessimistisch zitiert: „Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass sich so wenige Leute damit beschäftigen.“ Beide Aussagen verdeutlichen, wie wichtig eine gute Bildung ist.

Schon das Wort zeigt ja, dass da erst noch etwas gebildet werden muss. Die Bildung ist nicht einfach da; man muss sie im Laufe seines Lebens Schritt für Schritt erwerben. Wir benötigen unsere Intelligenz, um das Wissen richtig anzuwenden. Die große Sammlung an Informationen ist sozusagen der nachwachsende Rohstoff und mit unserer Intelligenz können wir sie erfassen, sortieren und bewerten.

Leider wird der Wert der Bildung in der deutschen Politik immer noch nicht angemessen behandelt, obwohl es in der heutigen Zeit immer wichtiger wird. Da brauchen die Politiker noch etwas Nachhilfe.

Wie erwerben wir gutes Wissen?

Zunächst müssen wir also sicherstellen, dass unsere Schulen gut funktionieren. Auch die weitere offizielle Ausbildung an einer Universität, im Handwerk o.ä. ist grundlegend. Vor allem müssen wir aber immer mit offenen Augen, also aufmerksam, durch die Welt gehen. Nicht zufällig sprechen wir über das lebenslange Lernen. Oder um es mit Theodor Fontane zu sagen: „Man hört nie auf, entwicklungsbedürftig zu sein; ich gehe noch jetzt in die Schule und lerne von Menschen, die meine Enkel sein könnten.“

Das gesamte Wissen der Menschheit wird schließlich nicht nur größer, sondern verändert sich auch ständig. Wir probieren immer wieder etwas aus, haben neue Ideen, überprüfen Theorien. Wenn wir eine neue Erkenntnis mit den aktuell verfügbaren Werkzeugen abgesichert haben, nehmen wir sie ins etablierte Wissen auf. Das wird u.a. in der Wikipedia gesammelt. Die Online-Enzyklopädie wurde erfolgreich, weil sie belegte Fakten frei zugänglich macht und die Inhalte ständig aktualisiert werden können.

Zu einer guten Bildung gehört vor allem in der heutigen Zeit ebenfalls eine ausgeprägte Medienkompetenz. Wir müssen verstehen, welchen Quellen wir beim Wissenserwerb trauen können und wie wir das Gelesene oder Gehörte richtig einordnen. Außerdem müssen wir bereit sein, uns Irrtümer einzugestehen (denn Irren ist menschlich) und daraus zu lernen. Einen schönen Test dazu bietet die Website Gapminder.

Die Rolle der künstlichen Intelligenz

Wer in letzter Zeit etwas über Entwicklungen wie ChatGPT mitbekommen hat, denkt jetzt vielleicht darüber nach, den ganzen Aufwand mit Bildung und Wissen sein zu lassen. Warum sollen wir unser Hirn noch anstrengen, wenn die Maschinen das Denken übernehmen? Man muss doch nur wissen, wo etwas steht, oder? Klares Nein!

Die künstliche Intelligenz wird zwar immer besser, aber sie ist bei allem Hype noch längst nicht gut genug. Gerade jetzt brauchen wir unser eigenes Wissen, um zu durchschauen, was die Maschinen da machen, wie sie funktionieren und wie gut ihr Output ist. Letztlich gilt, was ich in einem früheren Blogbeitrag schon geschrieben habe: Menschliche und künstliche Intelligenz sind nur gemeinsam stark.