Nichts gelernt

Thüringen hat einen neuen Ministerpräsidenten. Formal gehört Thomas Kemmerich zur Splitterpartei FDP, gewählt wurde er aber vor allem von der rechtsextremen AfD. Da drängen sich einige Fragen auf.

Nachdem es in Thüringen heute gekracht hat, drängen sich Fragen auf.
  • Haben die an der Entscheidung beteiligten Politiker immer noch nichts aus der Geschichte gelernt?
  • Haben diese Politiker letzte Woche beim Holocaust-Gedenktag nicht zugehört?
  • Wissen sie, dass die Nazis nicht plötzlich mit der Machtergreifung im Januar 1933 auftauchten, sondern langsam die Demokratie zerstörten?
  • Haben sie nicht kapiert, dass Höcke, Chef der Thüringer AfD, zurück in die Zeit der zerbrechenden Weimarer Republik möchte?
  • Haben die Thüringer Politiker das offensichtliche Täuschungsmanöver, das die AfD selbst zugibt (bei der Abstimmung vom eigenen zum FDP-Kandidaten wechseln), nicht durchschaut?
  • Möchten Thomas Kemmerich und Christian Lindner lieber mit Nazis regieren als nicht regieren?
  • Wie kann Kemmerich auf seinem Wahlplakat behaupten, er sei „eine Glatze, die in Geschichte aufgepasst hat“, obwohl er mit seiner Wahl das Gegenteil beweist? Hat er den Geschichtsunterricht am Aachener Gymnasium geschwänzt?
  • Warum hat Kemmerich nicht die Chance genutzt, durch seine Ablehnung der Wahl ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen?
  • Ist Gelb das neue Braun?
  • Schämt sich die FDP dafür, dass sie als Splitterpartei, die nur hauchdünn über die Fünfprozenthürde gekommen ist, den Ministerpräsidenten von Höckes Gnaden stellt?
  • Wie repariert sie nun den Schaden, den sie völlig unnötig angerichtet hat?
  • Warum reden nach der Katastrophe alle Beteiligten außer der AfD von einer Neuwahl, statt vorher eine vernünftige Entscheidung ohne AfD-Beteiligung zu treffen?

Die friedliche, vernünftige Mehrheit

Es gibt immer noch eine große Mehrheit von vernünftigen, friedlichen, positiv engagierten Menschen, in Thüringen, in ganz Deutschland und anderen Orten auf der Welt. Diese Menschen müssen die Mehrheit behalten und im Mittelpunkt stehen. Aber solche Entscheidungen wie heute bringen leider immer wieder die Minderheit zum Vorschein, die irgendwo zwischen dumm und böse anzusiedeln ist. Hoffentlich lernen wenigstens ein paar von ihnen aus den Fehlern.