Wichtige Stimmen in die Primetime rücken

In unserer aktuellen Zeit sind Stimmen, die ernsthaft vor Gefahren warnen und zur Vernunft aufrufen, besonders wichtig. Wir brauchen Menschen, die an Respekt und Menschlichkeit erinnern. Besonders wertvoll sind diese Gespräche, wenn Menschen beteiligt sind, die extremes Leid erlebt und überlebt haben. Wie zum Beispiel Margot Friedländer. Die Programmverantwortlichen beim ZDF haben das leider nicht verstanden und verstecken das Gespräch weit hinten im Nachtprogramm.

In unsicheren Zeiten sollten wir uns der Gefahr bewusst sein und auf mahnende Stimmen hören.

„Man kann nicht alle Menschen lieben, aber respektieren.“

So lautet einer der zentralen Sätze, die Margot Friedländer im Gespräch mit Markus Lanz sagte. Die mittlerweile 100 Jahre alte Berlinern hat als Jüdin den Holocaust überlebt. Nach der Befreiung emigrierte sie zunächst nach New York. Als sie fast 90 Jahre alt war, kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück. Denn sie wollte sich gegenüber den Menschen, die ihr damals geholfen haben, dankbar zeigen. Sie wollte von ihren Erlebnissen erzählen, damit die jungen Menschen heute aus den Erfahrungen einer Frau, die den Horror erlebt hat, etwas lernen.

Deshalb berichtet sie von dem Tag, an dem ihre Mutter plötzlich mit dem Bruder verschwand. Sie schildert eindrücklich, dass sie bei Menschen, die kurz vor der Befreiung von Auschwitz mit dem Viehwaggon nach Theresienstadt gebracht wurden, kaum Lebende und Tote unterscheiden konnte. Außerdem verdeutlicht sie, wie naiv sie und andere Juden damals lange Zeit glaubten, es ginge nur um harte Arbeit und nicht darum, systematisch ermordet zu werden. Deshalb sind solche mahnenden Stimmen wie ihre so wichtig und wertvoll.

Vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen ins Abseits geschoben

Der werbefinanzierte Privatsender ProSieben hat seit einiger Zeit verstanden, dass es sich lohnt, wichtige Themen zur Primetime zu bringen. Zu dieser Hauptsendezeit ab 20.15 Uhr weisen Joko und Klaas regelmäßig auf große Probleme unserer Gesellschaft hin. Sie zeigen das Schicksal von Flüchtlingen und Corona-Patienten, indem sie die Stimmen der Betroffenen übertragen. Besonders intensiv thematisierten sie Ende März den Pflegenotstand, indem sie knapp sieben Stunden lang die Arbeit einer Krankenpflegerin zeigten.

Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender ZDF, der einen offiziellen Bildungsauftrag hat, sendete gestern zunächst stundenlang Berichte und Gelaber über balltretende Millionäre. Das wichtige Gespräch mit Margot Friedländer wurde hingegen erst nach Mitternacht ausgestrahlt, zu einer Zeit, wo die meisten Menschen bereits im Bett liegen. Warum schafft das ZDF nicht das, was ProSieben regelmäßig vormacht? Die Quoten dürfen kein Argument sein. Die Beiträge von Joko und Klaas erreichen immer gute Quoten und viel mediale Aufmerksamkeit.

Aufmerksamkeit in schwierigen Zeiten

Dabei ist es aktuell besonders wichtig, auf solche Menschen wie Frau Friedländer zu hören. Bei den Verbrechern, die sich gerade irgendwo zwischen Corona-Leugnung, AfD und rechtsextremen Telegram-Gruppen bewegen, sieht man, wie schnell die Stimmung kippen kann. Dass die Radikalisierung schnell voranschreiten und schlimmer werden kann, sollten wir aus der Geschichte wissen. Da steht auch das ZDF wie jeder und jede von uns in der Pflicht, zu informieren und aufzuklären.