Heute vor 75 Jahren geschah das Attentat vom 20. Juli 1944. Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitverschwörer wollten Adolf Hitler töten und den Schrecken des Nationalsozialismus beenden. Doch das Attentat in der Wolfsschanze als zentrales Ereignis der Operation Walküre scheiterte und der Krieg endete erst am 8. Mai 1945. Der 20. Juli 1944 blieb als Datum bei der Erinnerung.
So fand heute in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock die Gedenkfeier statt. Erfreulicherweise betonten die Redner dabei nicht nur die Gruppe um Stauffenberg, sondern wiesen sehr deutlich darauf hin, dass der Widerstand gegen den Nationalsozialismus viel umfassender war.
Widerstand aus vielen Richtungen
Es gab allein schon mehrere direkte Attentatsversuche gegen Hitler. Bereits am 8. November 1939 platzierte Georg Elser eine Bombe im Münchener Bürgerbräukeller, die den Diktator aber nicht tötete. Henning von Tresckow, der später eine führende Person beim 20. Juli 1944 war, hatte im Vorjahr schon weitere Pläne.
Der Widerstand zeigt sich nicht nur in solchen Angriffen. Früh gab es schon politischen Widerstand, vor allem von Kommunisten und Sozialisten, deren Parteien in der NS-Zeit verboten wurden. Auch Vertreter von Gewerkschaften wehrten sich. Bischof von Galen ist ein Beispiel für Widerstand aus der Kirche. Es gab über Stauffenberg kritische Personen im Militär. Ihre Motive mögen unterschiedlich gewesen sein, aber sie wehrten sich, als Hitlers Vernichtungspolitik immer schlimmer wurde. Eine weitere bekannte Gruppe war der Kreisauer Kreis. Sehr unterschiedliche Personen kamen in einer Gruppe namens Rote Kapelle zusammen. Der Fall Elser zeigt schließlich, dass man keinen hohen Posten haben musste, um im Widerstand zu kämpfen.
Junger Widerstand und Aufklärung
Mit den Edelweißpiraten gab es sogar Widerstand in der Jugend. Ebenfalls noch jung waren die Mitglieder der Weißen Rose. Die Gruppe um die Geschwister Sophie und Hans Scholl wurde mit ihren Flugblättern bekannt. Einige der bekanntesten Widerstandskämpfer sahen ihre Rolle nämlich darin, über die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuklären. Nicht zu vergessen sind auch die Widerstandsbewegungen im Ausland, vor allem in den von den Nationalsozialisten besetzten Gebieten. Dazu zählen beispielsweise Gruppen in Österreich und der Tschechoslowakei sowie die französische Résistance und die polnische Heimatarmee. Aus letzterer kam der Offizier Witold Pilecki, der als einziger bekannter Mensch freiwillig als Gefangener nach Auschwitz ging, um dort mit Informationen über die Gräueltaten den Widerstand voranzutreiben.
Aktionen der Juden und ihrer Helfer
Die Juden waren bekanntlich die zahlenmäßig größte Opfergruppe des nationalsozialistischen Regimes. Auch sie leisteten Widerstand. Das bekannteste Beispiel ist der Aufstand im Warschauer Ghetto. Auch in den Konzentrations- und Vernichtungslagern gab es Versuche, sich gegen die Nazis zu wehren. Dazu gehören der Aufstand des Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau und das Internationale Lagerkomitee in Buchenwald. Um diese beide Gruppierungen ranken sich übrigens die Spielfilme Die Grauzone und Nackt unter Wölfen.
Noch weniger bekannt ist die Geschichte von Antonina und Jan Żabiński, die unter dem Titel Die Frau des Zoodirektors verfilmt wurde. Das Paar rettete mehrere hunderte Juden. Auch Miep Gies und ihre Kollegen, die Anne Frank und sechs weitere Juden im Amsterdamer Hinterhaus versorgten, oder Oskar Schindler mit seiner berühmten Liste gehören zu den Menschen, die ein klares Zeichen gegen den Holocaust setzen und damit Widerstand leisteten.
Das Vermächtnis
„Erweisen wir den Widerstandskämpfern Ehre, indem wir Zivilcourage aufbringen und allgemeingültige Werte verteidigen, statt wegzusehen und zu schweigen!“ Diesen Appell – verbunden mit der Erinnerung an 70 Jahre Grundgesetz – richtete Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede bei der heutigen Gedenkstunde im Bendlerblock an alle Menschen. Sie bringt damit etwas sehr Wichtiges auf den Punkt. Es nützt nichts, nur an all die Menschen zu erinnern, die sich damals wehrten. Wir müssen uns auch heute gegen jede Form von Extremismus wehren. Dabei ist es völlig egal, ob es um die rechtsextreme AfD in Deutschland, den Nationalismus und Rassismus eines Donald Trump, die Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit durch die PiS-Partei in Polen und Viktor Orbán in Ungarn, islamistische Gefährder oder was auch immer geht. Der richtige Umgang beginnt schon mit der sorgfältigen Verwendung der Sprache. Nur wenn wir die Probleme klar benennen und dem Hass entgegentreten, können wir trotz all der Unterschiede bei Nationalitäten, Kulturen und Meinungen friedlich zusammenleben.
Bildlizenzen:
- oben links: Adam Carr, Plaque on Memorial to the German Resistance, Berlin, gemeinfrei
- oben rechts: Thilo Parg, Stolperstein Georg Elser Karlstr 29 89568 Hermaringen 1, CC BY-SA 3.0
- unten links: Michael F. Schönitzer, Geschwister-Scholl-Platz – Weiße-Rose-Mahnmal – Einzelaufnahme 08, CC BY 4.0
- unten rechts: Rob Bogaerts / Anefo, Presentatie boek Herinneringen aan Anne Frank van Miep Gies in het Anne Frankh, Bestanddeelnr 933-9705, CC0 1.0