Wir haben die Natur nicht im Griff – und provozieren sie auch noch

Seit Menschen auf diesem Planeten existieren, müssen sie sich mit der Natur und all ihren Phänomenen auseinandersetzen. In der modernen Welt glauben wir oft, wir hätten die Natur durch wissenschaftlichen Fortschritt und moderne Technik weitestgehend im Griff haben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Natur stellt uns immer wieder vor Herausforderungen. Das zeigen nicht nur die großen Naturgewalten wie Erdbeben, Stürme und Gewitter. Wir erkennen es auch an Problemen wie dem Coronavirus.

Natürliche und menschliche Katastrophen

Die Idee zu diesem Beitrag kam mir vor wenigen Tagen, als in der Nacht starke Gewitter mit heftigem Donner vor meiner Haustür tobten. Allein schon ein Gewitter kann im schlimmsten Fall schwerwiegende Folgen haben. Durch den vielen Regen kann es zu Überschwemmungen kommen, ein Blitz kann einen Waldbrand auslösen, vor allem an solchen sommerlichen Hitzetagen, an denen die Pflanzen und Böden sowieso schon trocken sind. Wenn dann auch noch ein Sturm hinzukommt, der alles durcheinander fegt, wird der Schaden noch größer.

Nicht nur bei Gewittern zeigt sich die Macht der Natur.

Wir versuchen, mit solchen Naturkatastrophen klarzukommen, indem wir das Wetter erforschen und beobachten, Frühwarnsysteme aufbauen, Gebäude und ähnliches stabil zu bauen und Menschen durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu schützen. Doch all diese Maßnahmen bieten keinen hundertprozentigen Schutz. Die Natur ist oft stärker und vor allem unberechenbar. Außerdem sind die Menschen oft ihr eigener Gegner. Beispiele wie zuletzt die Explosion in Beirut zeigen, dass wir nicht die Natur brauchen, um enorme Schäden anzurichten. Die Liste von Katastrophen ist lang.

Corona, Zoonosen und Eingriffe in die Natur

Überfordert sind wir seit Monaten mit der Corona-Krise. Auch diese Katastrophe zeigt uns, wie wenig wir die Natur im Griff haben. Doch im Gegensatz zu Gewittern u.ä. haben wir es hier mit einem Problem zu tun, das Menschen mit ihrem Verhalten wesentlich beeinflusst haben. Damit meine ich jetzt nicht die Maskenverweigerer und andere „Covidioten“. Ich denke an den Ursprung der ganzen Pandemie. Covid-19, die vom Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte Krankheit, ist schließlich nach Erkenntnissen der Wissenschaftler eine sogenannte Zoonose. Das Virus sprang von wilden Tieren auf den Menschen über. Erleichtert wurde dieser fatale Vorgang dadurch, dass die Menschen den wilden Tieren und ihren natürlichen Lebensräumen zu nah kamen.

Der Borkenkäfer zerstört Wälder, in die der Mensch vorher eingegriffen hat.

Wir sind nicht mit den Katastrophen, die die Natur uns bietet, überfordert. Wir provozieren die Natur sogar noch. Das bekannteste Beispiel für einen Eingriff in einen Lebensraum ist die fahrlässige Vernichtung des Regenwalds. Wenn wir fremden Menschen zu aufdringlich werden, reagieren diese ablehnend oder wütend. Auch Tiere reagieren auf menschliche Eingriffe. Gerade habe ich beispielsweise eine Reportage über einen Konflikt zwischen Menschen und Schimpansen in Uganda gelesen (online nur auf Englisch verfügbar). Aber wir müssen gar nicht so exotisch werden. In deutschen Wälder reichen schon kleine Borkenkäfer, um große Schäden anzurichten. Besonders oft tun sie es dort, wo der Menschen Monokulturen pflanzt, also natürliche Wälder durch etwas ersetzt, was der bekannteste Förster Peter Wohlleben kritisch als Plantagen bezeichnet.

Hitzewellen im Klimawandel

Bei einem Artikel über Mensch und Natur kann ich natürlich nicht das große Thema ignorieren, das vor dem Auftreten des neuen Virus viele Schlagzeilen brachte. Der Klimawandel ist und bleibt eines der wichtigsten Themen. Die Proteste von Fridays for Future sind leider etwas aus dem medialen Rampenlicht und der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt worden. Doch die von den jungen Menschen angesprochenen Probleme haben wir noch nicht mal ansatzweise gelöst.

In den letzten Tagen war es ja richtig heiß in Deutschland. Mal wieder reden wir über eine Hitzewelle, wie schon im Sommer 2019 und im Sommer 2018. Ein paar Tage oder Wochen mit sehr hohen Temperaturen beschreiben wir als kurzfristiges Wetter. Aber wenn so etwas regelmäßig und nicht nur vor unserer Haustür auftritt, wird es immer mehr zu einer Erscheinung des Klimas. Mit der globalen Erwärmung kommen wir außerdem zurück an den Anfang dieses Beitrags. Denn heiße Luft begünstigt Gewitter, trockene Böden und Pflanzen sind anfälliger für äußere Einflüsse.

Vor wichtigen und einflussreichen Menschen haben wir oft Respekt. Auch die Natur ist besonders mächtig. Daher sollten wir sie mindestens genauso respektvoll behandeln.