Radfahren als schönste Art der Fortbewegung

Das Radfahren erfreut sich gerade größerer Beliebtheit. In der Krise rücken viele Themen ins Rampenlicht, die alles andere als neu sind, aber nun endlich mehr Aufmerksamkeit bekommen. Das gehört auch die Fortbewegung auf dem Fahrrad, die viele Möglichkeiten bietet, wenn die damit verbundenen Probleme gelöst werden.

Radfahren ist die schönste Art der Fortbewegung, vor allem in der Natur.

Radfahren bietet viele Vorteile

Am Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte Karl Drais die nach ihm benannte Laufmaschine als Vorläufer des heutigen Fahrrads. Eine Theorie, laut der die Erfindung mit dem Jahr ohne Sommer und dem durch Missernten bedingten Ausfall von Pferden als Zugmaschinen zusammenhängt, ist umstritten. Sicher ist jedoch, dass das Fahrrad den Menschen eine neue Art der Fortbewegung ermöglicht hat. Auch in der heutigen technisierten Welt bietet das durch Muskelkraft angetriebene Fahrzeug viele Vorteile.

  • Das Fahrrad ist (abgesehen vom reinen Fußgänger) das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Es benötigt keinen Treibstoff und produziert daher auch keine Abgase. So trägt Radfahren zum Kampf gegen den Klimawandel bei.
  • Die Fortbewegung auf dem Rad ist auch sehr leise. Mangels Motor erzeugen Radfahrer kaum Geräusche. Vor allem im Vergleich zu Motorrädern mit ihren lärmenden Maschinen wird der Unterschied deutlich.
  • Da sie die eigene Muskelkraft zur Fortbewegung nutzen, fördern Radfahrer auch ihre eigene Gesundheit. Egal ob man mit dem Rad in die Stadt fährt, eine gemütliche Radtour macht oder sich auf längeren Strecken mit Höhenunterschieden sportlich betätigt. Zum positiven Effekt auf die Gesundheit zählt natürlich auch der Kontakt zur frischen Luft, vor allem bei Radwegen in der Natur.
  • Jeder kann Radfahren. Schon kleine Kinder können sich aufs Rad setzen und losfahren, während man ein Auto oder andere motorisierte Fahrzeuge erst steuern darf, wenn man (fast) erwachsen ist. Körperlich schwächere Menschen können Pedelecs oder E-Bikes nutzen, bei denen ein Teil der Muskelkraft durch den Elektromotor ersetzt wird.

Trotz dieser ziemlich offensichtlichen Vorteile müssen noch einige Probleme gelöst werden, um dem Radverkehr in Deutschland die Bedeutung zu verschaffen, die er verdient hat.

Probleme für den Radverkehr

Das wohl größte Problem, mit dem Radfahrer in Deutschland zu kämpfen haben, ist der Lobbyismus der Autoindustrie. Die großen Hersteller sind schon beim Umstieg vom Verbrennungs- auf Elektromotor schwerfällig und widerwillig. Dabei müssten wir längst einen Schritt weiter denken. Die einfachste Antwort auf die Frage Verbrenner oder Elektroauto lautet Fahrrad.

Gute Radwege gibt es bisher vor allem in der Natur.

Es gibt viele Wege, auf denen man gut mit dem Fahrrad fahren kann. In meiner Heimat ist das beispielsweise der Rurufer-Radweg (siehe Foto), auf dem man schöne Radtouren unternehmen kann. Solche Wege befinden sich allerdings an Flüssen, im Wald oder zwischen Feldern, also dort, wo Fahrräder nicht in Konkurrenz zu Autos und anderen großen motorisierten Fahrzeugen stehen.

In Städten hingegen kommt es zu Konflikten. Häufig gibt es statt eigener Radwege nur Radfahrstreifen. Ein paar Striche am Straßenrand bieten den Radfahrern jedoch keinen wesentlichen Vorteil, vor allem wenn sich Fahrräder und andere Fahrzeuge auf engen Straßen nahekommen. Gefährlich wird es auch, wenn Parkplätze am Straßenrand und Radfahrstreifen nicht ordentlich voneinander getrennt sind. Rund ein Fünftel aller Fahrrad-Unfälle entstehen laut aktuellen Zahlen durch das sogenannte Dooring.

Gruppen wie ProRad, der ADFC und Aktionen wie die Critical Mass bringen die Missstände regelmäßig an die Öffentlichkeit, doch bisher ist noch zu wenig passiert. Beim Berliner Straßencheck haben kürzlich 21.000 Menschen an einer Umfrage teilgenommen und anhand verschiedener Szenarien gezeigt, wie sie sich den Radverkehr der Zukunft in der Hauptstadt vorstellen. Diese Szenarien bieten unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten für Radwege und somit mögliche Lösungen für die heute noch weit verbreiteten Probleme.

Münster und Kopenhagen als Vorbilder

Um Anregungen zur Verbesserung des Radverkehrs zu erhalten, hilft wie bei vielen anderen Themen der Blick in andere Städte und Länder. In Deutschland gilt Münster als Vorbild. Die westfälische Stadt erreichte ihren hohen Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr u.a. durch die Einrichtung spezieller Fahrradstraßen, die nicht für andere Fahrzeuge zugänglich sind. Ein noch besseres Vorbild ist die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Hier gibt es z.B. die „Cykelslangen“, eine Brücke für Radfahrer in der Nähe des Bahnhofs Dybbølsbro und viele andere gut ausgebaute Radwege.

Auf der „Cykelslangen“ in Kopenhagen fahren nur Radfahrer.
Foto: Wikimedia Commons, Orf3us, Cykelslangen (Dybbøls Bro), CC BY 3.0

Weitere Maßnahmen für einen besseren Radverkehr

Ein wichtiges Kriterium für einen attraktiven Radverkehr ist die Sicherheit. In Städten brauchen wir dazu Radwege, die ihren Namen verdienen. Statt nur ein paar Striche oder farbige Streifen auf die Straße zu malen, können sogenannte Protected Bike Lanes eingerichtet werden. Diese geschützten Radfahrstreifen sind durch Pfosten, Poller oder andere bauliche Einrichtungen vom Rest der Straße abgegrenzt. Noch besser sind die vor allem in den Niederlanden etablierten Radschnellwege. Solche Wege lassen sich natürlich nicht überall umsetzen, verdeutlichen aber, was möglich ist, wenn man gezielt Maßnahmen für die Radfahrer angeht. Zumindest sollten ausreichend breite Radwege zum Standard werden.

Nicht nur Autofahrer suchen nach einem Parkplatz. Auch Radfahrer suchen geeignete Abstellplätze. Man kann ein Fahrrad natürlich an der nächsten Laterne oder einem einfachen Fahrradständer anschließen. Besser ist ein eigenes Fahrradparkhaus. Vorbildlich ist hierbei das Fahrradparkhaus in Utrecht, wo 12.500 Fahrräder auf drei Etagen abgestellt werden können. Das Gebäude steht direkt neben dem Bahnhof, sodass eine umweltfreundliche Kombination aus Radverkehr und Zugfahrt erleichtert wird.

Wenn man außerhalb der eigenen Umgebung unterwegs ist, kann man zumindest in einigen Großstädten seit einigen Jahren Mietfahrräder verschiedener Anbieter nutzen. Ähnlich wie beim Carsharing nimmt man das Fahrrad, wo man es benötigt, und stellt es am Zielort ab. Mittlerweile gibt es auch mehrere Apps, die die verschiedenen Fortbewegungsmittel in einer Stadt verbinden.

Der Verkehr befindet sich im Wandel. Das müssen wir auch im konservativen Deutschland begreifen. Der Radverkehr spielt dabei eine wichtige Rolle. Also schwingt euch aufs Rad und tretet in die Pedale!