Gestern hat unsere konservativ ausgerichtete Bundesregierung mal wieder eine kräftige Ohrfeige bekommen. So lässt sich die Wahrnehmung des wegweisenden Urteils zusammenfassen, das das Bundesverfassungsgericht gestern gefällt hat. Das Gericht hat ausdrücklich festgestellt, dass die Regierung nicht genug für den Klimaschutz tut und mit einem teilweise verfassungswidrigen Gesetz die Freiheit der jungen Menschen zu sehr einschränkt.
Nicht zum ersten Mal wurde die Politik von Juristen korrigiert. Auch in der schlecht organisierten Bekämpfung der Corona-Pandemie gab es beispielsweise Entscheidungen, die auf verschiedenen Ebenen vor Gericht scheiterten. Wir brauchen endlich eine modernere Politik und Gesellschaft.
Klimawandel und Corona eng verbunden
Klimawandel und Corona sind auf vielfältige Weise miteinander verknüpft. Die Pandemie ist als Zoonose entstanden, weil die Menschen nicht genug Rücksicht auf die Natur und die darin lebenden wilden Tiere genommen hat. Außerdem hat sie uns deutlich vor Augen geführt, wie rückständig unser konservativ regiertes Land in den vergangenen Jahrzehnten geworden ist. Schlecht ausgestattete Pflege, mangelhafte Digitalisierung in Schulen und Behörden, zu viel Bürokratie, zu großer Egoismus im Föderalismus usw. Die Liste der Probleme wurde in den letzten Monaten schon ausführlich besprochen.
Lösungen statt Fortschritt
Wir brauchen aber keine Probleme, sondern endlich Lösungen und Fortschritt. Gute Lösungen erreichen wir nicht, solange neben der Politik auch große Teile der deutschen Gesellschaft konservativ denken. Wenn wir schon bei der Bewältigung der Corona-Pandemie so peinlich scheitern, bekommen wir den Klimawandel als das viel größere und langfristigere Problem erst recht nicht in den Griff.
Jeder von uns kann etwas zu einer besseren Welt beitragen, wie ich sie vor kurzem beispielhaft in meiner Futurissimae-Vision beschrieben habe. Bei National Geographic ist gerade eine schöne Übersicht mit möglichen Maßnahmen erschienen. Da geht es u.a. darum, Plastik zu sparen, nachhaltiger zu leben und sich klimafreundlicher fortzubewegen. Man muss nicht direkt alles umsetzen, aber jeder hat die Chance, die Welt ein bisschen besser zu machen.
Politik und Unternehmen noch zu konservativ, aber der Druck wächst
Das Engagement jedes Einzelnen an der Basis wäre schon mal ein wichtiger Schritt in eine modernere Welt. Aber das reicht eben nicht, siehe Bundesverfassungsgericht. Wir brauchen auch nachhaltige Veränderungen in der Politik und auf den Führungsebenen.
In der Politik sind erste Ansätze zur Verbesserung erkennbar. Durch das Versagen in der Corona-Bekämpfung wird immer mehr Menschen bewusst, dass die Regierung der letzten Jahre gescheitert ist. Das mehr oder wenig streng konservativ eingestellte Lager von CDU und AfD ist zwar noch stark. Aber allein schon die aggressiven Reaktionen von dieser Seite auf den zunehmenden Erfolg der Grünen zeigen, dass etwas in Bewegung kommt. Annalena Baerbock stände als Kanzlerkandidatin nicht so im Mittelpunkt, wenn sie keine realistische Machtoption hätte. Hinzu kommt, dass der außerparlamentarische Druck durch die junge Generation immer größer wird. Fridays for Future und andere Organisationen haben den aktuellen Erfolg beim Bundesverfassungsgericht erreicht.
Diesen Druck müssen auch große Unternehmen zu spüren bekommen, die immer noch zu konservativ denken. Wer immer noch hartnäckig an Verbrennungsmotoren, Kohlestrom und Faxgeräten festhält, muss sich nicht wundern, wenn Deutschland technisch und wirtschaftlich von anderen Ländern abgehängt wird.
Hört auf die Experten!
Dabei gibt es in Deutschland genug Experten mit dem nötigen Know-how. Wir haben moderne Forschungseinrichtungen, wir haben technische Universitäten, wir haben Menschen mit guten Ideen. Doch diese fortschrittlichen Menschen müssen sich mit dem gleichen Problem auseinandersetzen wie die Wissenschaftler in der Corono-Krise und beim Klimawandel: Sie werden nicht ausreichend gehört und ihr Einfluss ist noch zu gering.
Wir alle können die Welt besser machen, wenn wir modern statt konservativ denken und handeln. Wir können die dazu passenden Parteien wählen, uns engagieren und mit unserem Verhalten die Natur schützen. All das ist schon heute möglich. Wir müssen es nur wollen.