Wer beim Essen nicht viel mehr als Schnitzel mit Pommes oder einfache Spaghetti kennt, macht was falsch. Wenn man mal im wahrsten Sinne des Wortes über den eigenen Tellerrand hinausblickt, lernt man die Welt kennen. Man sieht auch, wie (schlecht) die globalisierte Welt manchmal funktioniert.
Der Fast-Food-Konzern und die Kartoffeln
Vor ein paar Tagen habe ich einen interessanten Artikel bei Spiegel online gelesen. Der Artikel Das Pommes-Gate handelte zunächst mal von einem praktischen Problem. Ein weltweiter Fast-Food-Konzern, der einen US-Bundesstaat im Namen trägt, hatte in seinen Filialen in Kenias Hauptstadt Nairobi keine Pommes mehr. Gab es denn keine Kartoffeln mehr zum Essen in Kenia?
Nein, das Problem liegt tiefer, wie der Artikel erklärt. Der Konzern importiert die für die Pommes benötigten Kartoffeln, statt sie von lokalen Händlern zu beziehen. Der offensichtliche Grund: Es ist billiger. Leiden müssen darunter die Menschen vor Ort, die von der Landwirtschaft leben, aber ihr Produkte nicht an große Abnehmer verkaufen können. Der Spiegel-Autor verweist auch auf das umfassendere Problem, dass billig produzierte Ware aus Europa Afrika überflutet und der einheimischen Wirtschaft schadet.
Landestypisches Essen
Du fährst in eine andere Region in Deutschland oder in ein fremdes Land. Wo gehst du dann lieber essen: in eine Filiale eines bekannten Fast-Food-Ladens mit dem bekannten Angebot oder in ein landestypisches Restaurant? Hoffentlich letzteres. Denn abseits von den typischen Sehenswürdigkeiten kann man eine Region oder ein Land auch beim Essen gut kennenlernen. Im Rheinland gibt es andere Spezialitäten als in Hamburg, Sachsen oder Bayern.
Die Unterschiede werden natürlich noch größer, je weiter man sich von der Heimat entfernt. Asiatische Küche unterscheidet sich deutlicher von der deutschen als das niederländische Essen vom deutschen. Wer einen Überblick erhalten möchte, kann sich mal durch die Artikel in der Wikipedia-Kategorie National- und Regionalküchen arbeiten.
Möglichst authentisches Essen
In Deutschland gibt es an jeder Ecke „einen Italiener“ oder „einen Griechen“, also ein Restaurant mit entsprechenden Gerichten. Doch eine Dönerbude zum Beispiel ist noch längst kein authentisches Restaurant. Vermeintlich ausländische Restaurants servieren in Deutschland oft das, was die Deutschen für italienisch, griechisch oder sonst was halten. Aber die italienische Küche ist mehr als Pizza und Spaghetti, Griechenland mehr als Gyros. Nicht nur bei den Gerichten auf der Speisekarten, sondern auch in der Art der Würzung und Zubereitung gibt es Unterschiede zum authentischen Essen des jeweiligen Landes.
Noch interessanter wird es, wenn man kulinarisch mal über die Standard-Urlaubsländer hinausgeht. Es lohnt sich, beispielsweise mal israelisches Essen oder Gerichte aus afrikanischen Ländern auszuprobieren.
Einfach mal probieren, am besten vor Ort
Es gibt immer mehr Möglichkeiten, verschiedene kulinarische Richtungen kennenzulernen. So gibt es in meiner Heimatstadt zum Beispiel mittlerweile neben dem Italiener und Griechen auch ein gutes israelisches Restaurant. Wenn nicht gerade Corona stört, findet einmal im Monat ein Streetfood-Markt mit unterschiedlichen Gerichten statt.
Am besten lernt man das Essen eines Landes natürlich im jeweiligen Land kennen. Damit kommen wir auch zum eingangs erwähnten Konflikt zwischen Globalisierung und den Menschen vor Ort zurück. Wer auf einer Reise ist und nicht in den Filialen großer Konzerne, sondern in einem typischen Restaurant der Region oder des Landes isst, tut gleich doppelt Gutes. Man erweitert seinen eigenen (kulinarischen) Horizont und hilft den einheimischen Gastronomen und Lebensmittelproduzenten. So verbinden wir Genuss damit, die Welt ein kleines Stück besser zu machen.