In diesen Tagen und Wochen leben Deutschland und der Rest der Welt im Krisenmodus. Es gibt täglich neue Infektionen mit der durch den Coronavirus SARS-CoV-2 verursachten Krankheit Covid-19, aus der eine Pandemie entstanden ist. Kulturelle und sportliche Veranstaltungen werden reihenweise abgesagt oder verschoben. Auch meine beruflichen, ehrenamtlichen und freizeitlichen Tätigkeiten verändern sich gerade vorübergehend. Während ich die ständig neuen Meldungen in den Medien verfolge, fällt mir auf, was in der Krise plötzlich alles in rasantem Tempo geht.
Die Bedeutung von Medizinern und Krankenhäusern
Besonders gefragt sind bei der Epidemie natürlich die medizinischen Experten. Da geht es natürlich nicht nur um die zwei, drei Virologen, die gerade jeden Tag in Fernsehsendungen und Online-Formaten Auskunft geben. Nun sehen wir, wie wichtig Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind. Sie arbeiten bis zur Erschöpfung, um neben den üblichen Verletzungen und Krankheit nun auch noch die Covid-19-Patienten zu behandeln.
Nun steht nicht mehr im Mittelpunkt, wie wir Kapazitäten im Gesundheitswesen einsparen, wie wir Krankenhäuser privatisieren usw. Nun geht es um die Leistungen dieser wichtigen Menschen, die dazu beitragen, dass andere Menschen gesund bleiben oder werden. Hoffentlich führt das auch in Zukunft zu mehr Respekt und (finanzieller) Anerkennung.
Ähnliches kann man über andere Berufsgruppen sagen, die mehr leisten, als sie finanziell und an Anerkennung bekommen. Zum Beispiel Erzieher und Lehrer.
Schnelle politische Entscheidungen
Üblicherweise ist die deutsche Politik nicht gerade für schnelle Entscheidungen bekannt. Vor allem wichtige Themen werden meistens auf die lange Bank geschoben ignoriert. Von Aussitzen und Verstecken ist die Rede. Doch das Virus und das Robert-Koch-Institut sorgen nun auch bei den Politikern für Schwung und Energie. Jeden Tag gibt es neue Erlasse zu Veranstaltungen und zu anderen Einschränkungen im öffentlichen Leben. Ruckzuck werden Gesetze z.B. zur Kurzarbeit verabschiedet oder Regelungen zur finanziellen Absicherung von Betroffenen festgelegt. Solch ein intensives Engagement wäre künftig auch bei Themen wie Digitalisierung, Klimawandel und dem Kampf gegen Extremismus und Rassismus wünschenswert. Übrigens alles Themen, die bis Mitte Februar die Nachrichten bestimmten, bevor sie vom alles überstrahlenden Stichwort Corona verdrängt wurden.
Bezüglich Klimawandel hat Luisa Neubauer, die prominenteste deutsche Vertreterin von Fridays for Future, kürzlich einen lesenswerten Beitrag zu diesem neuen Schwung geschrieben. Der Artikel hat mich u.a. zu meinem Blog-Beitrag hier inspiriert.
Digitalisierung in Beruf und Schule
Nachdem Digitalisierung in Deutschland bislang von vielen Menschen als eher nebensächlich wahrgenommen worden ist und Politiker vom Neuland gesprochen haben, erfreut sich nun Home Office großer Beliebtheit. Viele Menschen arbeiten gerade daheim am Computer und sehen, dass sie auch ohne Anwesenheit im Büro viele Dinge erledigen können. Ähnliches gilt für bürokratische Aufgaben, die sich im elektronischen Kontakt mit Behörden erledigen lassen, ohne ins Rathaus oder Kreishaus zu gehen.
Fehlende Digitalisierung, sowohl bezüglich der technischen Ausstattung als auch bei der Medienkompetenz, ist auch ein Dauerbrenner in der Schule. Angesichts geschlossener Schulen lesen wir nun, dass Lernmaterialien über Online-Portale bereitgestellt werden. Schüler und Lehrer kommunizieren per Mail miteinander. Anbieter von Software-Paketen, über die Stundenpläne, Hausaufgaben etc. digital verwaltet werden, stoßen auf Interesse. Es geht doch.
Zusammenhalt und Solidarität werden betont
Wenn die Menschen derzeit verstärkt zu Hause bleiben sollen, sprühen nicht nur kreative Ideen zum Zeitvertreib. Immer mehr Menschen betonen gerade alte Werte wie Rücksichtnahme und Solidarität. Die Epidemie muss eingedämmt werden, um die besonders anfälligen älteren oder gesundheitlich angeschlagenen Mitbürger zu schützen. Das betonen gerade alle Beteiligten. Initiativen zur Nachbarschaftshilfe entstehen. Hamsterkäufer, die Klopapier, Nudeln und Konserven horten, sehen sich großer Kritik ausgesetzt.
Solche Einstellungen, solche Menschlichkeit können wir nicht nur während einer Virusepidemie brauchen. Im Jahr 2015 gab es an vielen Orten in Deutschland eine Willkommenskultur, als viele Flüchtlinge zu uns kamen. Davon ist nicht mehr viel zu spüren. Dabei brauchen gerade wieder oder immer noch viele Geflüchtete unsere Hilfe. Die Bilder von der griechisch-türkischen Grenze werden gerade vom Virus verdrängt, aber wir dürfen das Elend nicht vergessen. Oder wie es die Pastorin Annette Behnken neulich beim Wort zum Sonntag sagte: „Wir dürfen Europas Schönheit nicht billig verkaufen: den Glauben an Menschlichkeit. Solidarität. Gerechtigkeit. Und ich ergänze: Barmherzigkeit.“
Wir sind alle handlungsfähig
Es klingt vielleicht am Ende etwas platt und pathetisch. Aber wir sehen gerade, was alles möglich ist. Wir wissen, dass wir vieles schnell erreichen können. Wir müssen es nur wollen und gemeinsam anpacken.