Der WDR und Barbra Streisand

Was hat der in Köln beheimatete Fernsehsender mit der amerikanischen Schauspielerin zu tun? Aktuell ziemlich viel. Denn die Verantwortlichen beim WDR, Abteilung Karneval, zeigen gerade, dass sie wohl noch nie etwas vom Streisand-Effekt gehört haben. Damit blamieren sie sich gerade ausgerechnet in der fünften Jahreszeit.

Wer sich hinter eine Maske versteckt, fällt umso mehr auf. Der WDR erlebt gerade im Karneval den Streisand-Effekt.

Es geht um eine Szene, zu der es bei einer Karnevalssitzung in Köln kam. Bernd Stelter beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Doppelnamen, woraufhin eine Besucherin aus dem Osten der Republik so ausrastete, dass sie auf die Bühne ging und dem Komiker eine Standpauke hielt. Der Vorfall sorgte für viel Aufmerksamkeit und wurde nach dem seit Watergate bekannten Schema als „Steltergate“ bekannt. Er führte zu Diskussionen über Frauenrechte und die Grenzen des Humors.

Bei der Ausstrahlung der Karnevalssitzung am Rosenmontag wird die Szene gemäß einer Entscheidung des WDR im Fernsehen nicht gezeigt. Diese Entscheidung ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

  • Erstens ist es albern, dass der WDR eine Szene zensiert, die er selbst bereits verbreitet hat (siehe Link im vorherigen Abschnitt).
  • Zweitens erzeugt er damit noch mehr Aufmerksamkeit für den Vorfall. Denn genau an dieser Stelle greift der Streisand-Effekt. Das Phänomen tritt auf, wenn jemand eine unerwünschte Information zu unterdrücken versucht und durch diese Aktion die Information viel bekannter macht, als sie sonst gewesen wäre. Im ursprünglichen Fall lenkte Barbra Streisand die Blicke auf ein Foto, das eigentlich in einer sehr umfangreichen Galerie kaum auffiel. Über das „Steltergate“ und die Reaktion des WDR berichten mittlerweile nicht nur Kölner Zeitungen, sondern auch überregionale Medien.
  • Drittens spielt hier wahrscheinlich auch der problematische Umgang eines alteingesessenen Mediums mit den modernen Methoden des Internets eine Rolle. Das Stichwort lautet hier „viral“. Eine Geschichte wie das „Steltergate“ verbreitet sich heutzutage rasant über Facebook, Twitter und ähnliche Kanäle und wird zu einem Internetphänomen, das auch über die ursprüngliche, eher kleine Geschichte hinausgehen kann. Wenn der WDR nur meint, diese Verbreitung durch die Zensur in der TV-Ausstrahlung stoppen zu können, sind die Verantwortlichen beim Sender einfach nur naiv.

Was moderne Medien und Kommunikation betrifft, befindet sich der Westdeutsche Rundfunk offensichtlich noch in dem „Neuland“, das Angela Merkel 2013 mit Blick auf das Internet entdeckte.