Jäger benutzen Köder, um die Tiere anzulocken, die sie anschließend erschießen wollen. Heutzutage gibt es eine moderne Variante des Köders, bei der keine Tiere angelockt werden, sondern Internetnutzer. Vor allem bei Facebook und anderen Social-Media-Angeboten werden diese Köder ausgelegt, die man als Clickbait bezeichnet.
Gestern gab es beispielsweise auf der Facebook-Seite des Magazins stern ein klares Beispiel. Ein dort vorgestellter Artikel trägt die Überschrift „Windows 10 bekommt endlich das Feature, auf das wir alle gewartet haben“. Das klingt nach einer spektakulären Neuerung und man fragt sich, warum man nirgendwo anders Andeutungen dazu gehört hat. Wenn man den Artikel aufruft, merkt man jedoch sofort, das es um eine völlig langweilige Änderung geht, die sich auf das Herausziehen des USB-Sticks bezieht. Es ist eine Änderung, für die sich niemand interessiert, weil es für niemanden wichtig war. Das zeigen auch die Kommentare zum Facebook-Eintrag, die sich über den Clickbait-Titel lustig machen.
Die heutige Online-Welt ist immer noch ein schwieriges Feld, vor allem für die traditionellen Medien, die um jeden Leser kämpfen. Sie versuchen, so viele Nutzer wie möglich auf ihre Seiten zu bringen, um Werbung auszuspielen und Einnahmen zu erzeugen. So funktionieren ja auch das AIDA-Modell als Klassiker des Marketings und ähnliche Prinzipien. Aufmerksamkeit zu erzeugen und Klicks auszulösen, ist soweit völlig in Ordnung.
Das Problem beim Clickbaiting ist allerdings, dass – wie beim eingangs erwähnten Beispiel – spektakuläre, hysterische Überschriften auf inhaltliche Leere treffen. Die Überschriften verheißen eine Sensation, eine unglaubliche Geschichte oder sonst irgendeine Information, die man jetzt sofort unbedingt haben muss. Sie sind wie Marktschreier, wie grell blinkende Neonlichter.
- „Was dieser Frau passiert, ist unfassbar.“
- „Diesen Fehler macht fast jeder.“
- „Sieben Dinge, die du noch nicht über XY wusstest.“
- „Darüber ärgert sich Max Mustermann.“
So ähnlich lauten typische Clickbait-Titel. Nach dem Klick erreicht der Nutzer jedoch in den meisten Fällen einen Beitrag, bei dem nur die Irrelevanz oder Langeweile maximal ist. Ganz nach dem alten Motto: Große Klappe, nix dahinter.
Immerhin gibt es immer mehr Initiativen, die sich gegen diesen Unsinn wehren. Das medienkritische Bildblog hat in der Rubrik „Für Sie geklickt“ einige Beispiele aufgezählt und die Fälle gleich aufgelöst, damit sich die Nutzer ein paar sinnlose Klicks sparen. Auch auf Facebook-Seiten wie Stop Clickbait und mit entsprechenden Hashtags oder Kommentaren werden die unspektakulären Lösungen verraten. Der Postillon reagierte mit dem satirischen Beitrag „14 lieblos ausgewählte Bilder mit schwachsinnigem Text für Sie zum Klicken und Teilen“.
Die beste Maßnahme gegen Clickbaiting sind jedoch immer noch hochwertige Inhalte. Wer etwas Interessantes schreibt oder auf anderem Weg anbietet, braucht nicht zu schreien, um Aufmerksamkeit, Interesse und Klicks zu erzeugen. Wenn es etwas wirklich Interessantes zu sehen gibt, kommen die Interessenten von selbst.