Die Klimakrise ist und bleibt ein komplexes Phänomen. Um das Klima zu verbessern, müssen wir einiges verlernen, was bisher allgemein üblich ist. Das betrifft nicht nur die häufig genannten Themen wie Auto- und Flugverkehr oder andere fossile Industrien. Die notwendigen Veränderungen ziehen sich durch alle Bereiche des Lebens. Einen guten Überblick bietet dabei das Buch Unlearn CO₂, in dem eine Gruppe von Experten Lösungsansätze bietet.

Verdrängung, Ernährung und Ableismus
1. Verdrängung: Die Klimakrise darf nicht länger geleugnet werden. Gefühle wie Angst vor Extremwetter und Wut auf ungerechte Privilegien gehören dazu. Außerdem müssen wir eine Krisenmüdigkeit verhindern, damit mehrere Krisen gleichzeitig uns nicht lähmen.
2. Ernährung: Bei der Ernährung reicht es nicht, den klimaschädlichen Fleischkonsum zu reduzieren. Wir brauchen einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln. Grundnahrungsmittel sollten für alle Menschen bezahlbar sein und die Produzenten genug Geld erhalten. Verschwendung, beispielsweise wegen des Mindesthaltbarkeitsdatums, sollte aufhören.
3. Ableismus: Hier geht es darum, die Interessen von Menschen mit Behinderung zu berücksichtigen. Das Spektrum reicht dabei von Strohhalmen bis zur Teilnahme am ÖPNV. Die misslungene Rettung bei der Flutkatastrophe zeigt, wie wichtig Prävention und Hilfe im Notfall für eingeschränkte Menschen sind.
Medien, Recht und Automobilität
4. Medien: Für den Umgang mit der Klimakrise brauchen wir angemessene Berichterstattung. Die Autoren zeigen fünf Missverständnisse zum Anteil an den Nachrichten, der Bedeutung des Themas, falsche Ausgewogenheit, die Rolle von Journalisten und konstruktiven Journalismus. Fossile Märchen müssen verschwinden und der Fokus mehr auf den Inhalten statt Personen liegen.
5. Recht: Auch juristisch müssen die planetaren Grenzen berücksichtigt werden, indem schädliche Emissionen und der Ressourcenverbrauch beschränkt werden. Dabei helfen erfolgreiche Klimaklagen wie 2021 beim Bundesverfassungsgericht. Aber es gibt immer noch Probleme mit dem Umweltrecht. Deshalb brauchen wir neue Ideen, wie ökologische Verhältnismäßigkeit, planetare Gemeingüter und ein allgemeines Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt.
6. Automobilität: Das Auto darf nicht mehr Symbol der Freiheit sein und die Steuerung der Verkehrspolitik durch die Lobbyisten der Automobil-Industrie mit einseitigen Subventionen muss aufhören. Neben Klassikern wie dem Tempolimit und dem Ausbau von ÖPNV und Radwegen helfen Konzepte wie die Fünf-Minuten-Stadt, in der wichtige Einrichtungen schnell erreichbar sind.
Wachstum, Mode und Desinformation
7. Wachstum: Wie schon der Club of Rome 1972 andeutete, muss Wirtschaftswachstum neu gedacht werden. Dabei sind Effizienz, Suffizienz und Konsistenz wichtig. Vor allem der Energieverbrauch wird effizienter, was aber nicht zum Rebound-Effekt führen darf. Grünes Wachstum muss durch Suffizienz, also einen geringen Verbrauch von Ressourcen und weniger Konsum, begleitet werden. Konsistenz entsteht durch eine Kreislaufwirtschaft. Außerdem sollte das BIP durch andere Indikatoren für Wohlstand ergänzt werden.
8. Mode: Fast Fashion verschwendet unnötige Ressourcen und muss durch echte Fair Fashion ersetzt werden. Das betrifft dann nicht nur den nachhaltigen Umgang mit Materialien, sondern auch Gerechtigkeit gegenüber den Menschen, die die Mode herstellen. Sie brauchen angemessene Bezahlung und Sicherheit. Darauf müssen die großen Unternehmen achten.
9. Desinformation: Der Klimawandel und seine Folgen sind längst wissenschaftlich bewiesen. Dennoch versuchen die fossile Industrie und ihre Partner in der konservativen Politik weiterhin, die Menschen zu täuschen. Der Umgang mit der Hockeyschläger-Kurve ist nur ein Beispiel. Pseudo-Experten, Logikfehler, selektive Wahrnehmung und Verschwörungstheorien müssen aufgedeckt werden. Auch die Medien müssen dabei helfen.
Arbeit, Wetter und Patriarchat
10. Arbeit: Eine Hustle-Culture, in denen Menschen sich überarbeitet, schadet der Gesundheit und dem Klima. Die Viertage-Woche reduziert Stress und Emotionen. Remote arbeiten hilft noch mehr, wenn die Dekarbonisierung umgesetzt wird. Besonders geschützt werden müssen Menschen, die bei Hitze im Freien oder generell unter prekären Bedingungen arbeiten. Mitarbeiter können außerdem über Betriebsrat und Gewerkschaft Druck für mehr Klimagerechtigkeit machen.
11. Wetter: Die Klimakrise bringt uns auch in Deutschland immer häufigere und stärkere Extremwetterlagen mit Flutkatastrophen und Hitzewellen. Die Veränderungen beim Jetstream sorgen dafür, dass Hoch und Tiefs stabiler sind und die Wetterereignisse sich verstärken. Heiße Sommer sollten nicht mehr als schönes Wetter, sondern als Problem begriffen werden. Wir brauchen Anpassungen an alle Arten von Wetterextremen.
12. Patriarchat: Wenn (alte weiße) Männer bestimmen, leiden darunter nicht nur die Frauen, sondern auch die Natur. Die Klimakrise verstärkt die Ungerechtigkeiten, die neben den Frauen auch weitere marginalisierte Gruppen wie Menschen mit Behinderung oder BIPoC betreffen. Entsprechende Aktivisten müssen mehr Sicherheit haben.
Energie und Gesundheit
13. Energie: Der Autor dieses Kapitels zeigt, wie ein Mini-Solarmodul ihn zum Experimentieren und Basteln brachte. Ein kleines Balkonkraftwerk kann der erste Schritt zur größeren PV-Anlage sein. Eine umgebaute Klimaanlage dient dem Autor als Ersatz für eine Wärmepumpe. Am Ende brachte er mit der AG Balkonkraftwerk eine Petition in die Politik ein.
14. Gesundheit: Die Gesundheit der Menschen hängt ab von einer gesunden Erde. Luftverschmutzung sorgt für medizinische Probleme. Eine Überhitzung des menschlichen Körpers über 41 Grad führt unvermeidbar zum Tod. Auch Pandemien werden durch einen unangemessenen Umgang mit der Natur häufiger. Deshalb ist Klimaschutz immer auch Gesundheitsschutz.