Erreicht die künstliche Intelligenz gerade eine neue Stufe? Jedenfalls häufen sich gerade die Meldungen über eine neue Software namens ChatGPT. Diese soll unsere Fragen online besser beantworten als Google und ganze Texte schreiben. Da sollten wir mal über die Möglichkeiten und Grenzen der KI nachdenken. Letztlich merkt man, dass menschliche und künstliche Intelligenz nur zusammen funktionieren.
Die Suche nach Informationen
Der neue große Konkurrent für Google heißt ChatGPT. Wenn man den aktuellen News glaubt, könnte die Software mächtig werden. Jedenfalls ist Google nach eigenen Angaben in höchster Gefahr und hat selbst Alarm (Code Red) ausgelöst. Der gut informierte Kolumnist Sascha Lobo sieht schon „das Ende von Google, wie wir es kannten“.
Aber wie funktioniert solch eine Suche nach Informationen eigentlich? Die klassische Google-Suche kennen und nutzen wir alle. Wir geben einen oder mehrere Suchbegriffe ein und erhalten eine Liste von Websites als Ergebnis. Dahinter stecken Bots und Algorithmen. Der Bot durchsucht ständig den Inhalt von Milliarden Websites und speichert diese. Der Algorithmus entscheidet dann, welche Websites (vermeintlich) am besten zu der Suchanfrage passen und sortiert die Ergebnisliste entsprechend. Allerdings ist das Ranking durch SEO manipulierbar und es ist oft auch viel Müll dabei. Außerdem sieht man eben, dass es das Ergebnis einer maschinellen Arbeit ist.
ChatGPT soll nun die nächste Stufe der künstlichen Intelligenz werden. Man kann statt Suchbegriffen einfach eine Frage stellen, als würde man einen anderen Menschen im Chat ansprechen. Die Software spuckt dann keine Liste von Websites aus, sondern einen mehr oder weniger langen Text, dessen Inhalt auf vielen vorhandenen Texten basiert. Dieser Text soll dann in ganzen Sätzen erklären, was der Fragesteller wissen möchte. So soll die Antwort gezielter sein und menschlicher wirken.
Der Selbstversuch: Wie gut ist die künstliche Intelligenz schon?
Ich wollte es jetzt mal selbst ausprobieren und habe mich bei OpenAI, dem Anbieter von ChatGPT registriert. Nach dem Einloggen sieht man eine Website, die wie ein Messenger aussieht. Wenn man über das Eingabefeld seine Frage schickt, erscheint sofort die Antwort. Der Text baut sich wie in einem Teleprompter auf, als würde er gerade vorgelesen. Die Optik und das Erlebnis sind schon mal interessant.
Aber wichtiger ist natürlich die inhaltliche Qualität der Antworten. Ich fordere das angeblich so intelligente Programm direkt mal heraus und frage nach meinem Lieblingsverein: „Wer sind die SWD Powervolleys Düren?“ Auf den ersten Blick wirkt die Antwort vernünftig und enthält viele richtige und gute Informationen. Wer sich bei dem Thema auskennt, bemerkt aber auch grobe Fehler. Da steht nämlich, dass der Verein „mehrere nationale und internationale Titel gewonnen“ habe, obwohl die bisherige Anzahl der gewonnenen Titel in Wirklichkeit gleich null ist. Nun ist es natürlich eine ziemlich spezielle Frage, die zudem ein regionales deutsches Thema betrifft. Aber im persönlichen Gespräch mit einem Experten oder bei Google hätte es diese falsche Information nicht gegeben. Immerhin kann man mit einem Daumen runter melden, dass da ein Fehler drin ist.
Die nächste Testfrage deckt eine weitere Schwäche von ChatGPT auf. Auf die Frage „Wie viele Einwohner hat der Kreis Düren?“ antwortet der Chatbot, dass er „leider keine aktuellen Informationen über die Einwohnerzahl des Kreises Düren liefern [könne], da mein Wissensstand im Jahr 2021 endet und ich keinen Zugriff auf aktuelle Daten habe“. Er bittet darum, beispielsweise beim Statistischen Bundesamt nachzusehen. Immerhin ist er ehrlich und transparent. Da man auch Nachfragen stellen kann, will ich wissen, wie viele Einwohner es 2020 waren. Daraufhin sagt der Bot erneut, dass sein Wissensstand 2021 sei, und versteht nicht, dass 2020 vor 2021 war. Schade. Mit einer Google-Suche „Einwohner Kreis Düren 2020“ hat man die Antwort schnell.
Okay, versuchen wir es mal mit einer klassischen Wissensfrage: „Wo leben Pinguine?“ Nun kann ChatGPT seine Stärken endlich ausspielen. Für solche typischen Wikipedia- oder Schulthemen hat er mehr als genug Informationen und daher fällt die Antwort umfangreicher als nötig aus: „Pinguine leben in der Antarktis und in den südlichen Teilen Südamerikas, Afrikas und Australiens. Einige Arten von Pinguinen sind auch im südlichen Teil von Südamerika und auf den südlichen Inseln Neuseelands zu finden. Pinguine sind sehr anpassungsfähige Tiere und können in verschiedenen Umgebungen leben, solange sie genügend Nahrung und Schutz vor den Elementen finden. Sie sind auf Eis und Schnee angewiesen, um sich fortzubewegen und zu jagen, und verbringen daher den größten Teil ihres Lebens im Wasser.“
ChatGPT hat das Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Der kurze Selbstversuch zeigt schon, dass ChatGPT durchaus etwas Gutes werden kann, aber sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat. Wie im Gespräch komplett ausformulierte Antworten zu bekommen, die manchmal sogar über die eigentliche gesuchte Information hinausgehen, macht das Suchen auf jeden Fall zu einem neuen Erlebnis.
Allerdings funktioniert das eben bisher vor allem bei den allgemeinen Wissensthemen wie der Pinguin-Frage. Da könnte man dann genauso gut den entsprechenden Wikipedia-Artikel lesen. Dort ist im Gegensatz zum Chatbot auch zu sehen, woher die Informationen kommen, und man hat zusätzlich Bilder.
Der Verweis auf den Wissensstand von 2021 zeigt eine weitere Schwäche. So richtig stark kann diese neue künstliche Intelligenz erst werden, wenn ihre Informationen ständig aktualisiert werden. Dass der Chatbot selbst bei Fragen, die ausdrücklich auf Daten vor 2021 gerichtet sind, nur mit seiner mangelhaften Datenlage antwortet, ist frustrierend. Da hat Google mit seinen pausenlos durchs Internet surfenden Bots noch einen klaren Vorteil.
Selbstverständlich ist das alles nur ein Zwischenstand und eine gute künstliche Intelligenz zeichnet sich ja dadurch aus, dass sie lernen kann. Dass in ChatGPT auch noch ein bisschen Erinnerung an die bisherige Welt steckt, sieht man beim Blick auf die linke Spalte, wo die jeweiligen Fragen wie Google-Suchbegriffe auflistet, zum Beispiel „Einwohnerzahl Kreis Düren“.
Wie gut ist künstliche Intelligenz?
Genau diese Frage habe ich ChatGPT auch gestellt. Die Software hat dazu eine durchaus differenzierte und selbstkritische Antwort:
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein breites und vielschichtiges Gebiet, das sich auf die Erstellung von Computersystemen bezieht, die bestimmte Aufgaben auf menschenähnliche Weise ausführen können. Die Fähigkeiten von KI-Systemen sind unterschiedlich und hängen davon ab, für welche Aufgabe sie entwickelt wurden und wie sie eingesetzt werden. Einige KI-Systeme sind sehr gut darin, bestimmte Aufgaben auszuführen, während andere weniger leistungsfähig sind.
Generell gibt es drei Hauptkategorien von KI: schwache KI, starke KI und superintelligente KI. Schwache KI ist auf eine spezifische Aufgabe ausgelegt und kann diese Aufgabe sehr gut erledigen. Sie ist jedoch nicht in der Lage, sich an neue Situationen anzupassen oder andere Aufgaben zu lösen. Starke KI, auch bekannt als “allgemeine KI”, ist in der Lage, sich an neue Situationen anzupassen und verschiedene Aufgaben zu lösen. Sie könnte in der Lage sein, menschenähnliche Intelligenz zu zeigen, ist aber bisher noch nicht entwickelt worden. Superintelligente KI ist eine hypothetische Form von KI, die deutlich intelligenter ist als der menschliche Geist. Sie ist derzeit Gegenstand von Science-Fiction-Geschichten und wissenschaftlicher Spekulation und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie in absehbarer Zukunft entwickelt werden wird.
Insgesamt gibt es also viele verschiedene Arten von KI und ihre Leistungsfähigkeit hängt von vielen Faktoren ab. Einige KI-Systeme sind sehr leistungsfähig und können menschenähnliche Leistungen erbringen, während andere weniger leistungsfähig sind. Es ist wichtig zu beachten, dass KI ein Werkzeug ist und nur so gut ist, wie sie von Menschen entwickelt und eingesetzt wird.
Vor allem der letzte Satz der automatischen Antwort bringt es gut auf den Punkt. Künstliche Intelligenz ist nur so gut, wie der Mensch es zulässt. Das fehlende Wissen des Chatbots zu aktuellen Daten liegt beispielsweise daran, dass die Programmierer ihm nichts Aktuelleres gegeben haben und er selbst nicht auf neuere Informationen zugreifen kann. Jede künstliche Intelligenz hat einen bestimmten Zweck. Ein selbstfahrendes Auto kann mich vielleicht in Kombination mit einem Navi zum Zoo bringen, aber mir nichts über Pinguine erzählen. Wir sollten uns immer der Grenzen bewusst sein und möglichst schon in der Schule lernen, wie die Digitalisierung funktioniert.
Emotionen und Neugier nicht zu ersetzen
Was uns als Lebewesen von noch so intelligenten Maschinen auf jeden Fall unterscheidet, sind unsere Emotionen. Vielleicht ist eine künstliche Intelligenz irgendwann mal so weit, dass sie unsere Gesichtsausdrücke im Abgleich mit Fotos auslesen, unsere Emotionen wie Freude oder Wut erkennen und entsprechende Antworten liefern kann. Aber eine Maschine kann uns nicht umarmen, keine Freude oder Trauer im Herzen spüren.
Außerdem spult sie nur das ab, was sie im jeweiligen Entwicklungsstadium an Daten und Informationen hat. Aber ihr fehlt die menschliche Neugier, die Menschen wie Alexander von Humboldt seit Jahrhunderten zeigen. Die künstliche Intelligenz ist ein wichtiger Bestandteil von Visionen für die Zukunft, aber die Ideen und die Fantasie dafür kommen weiterhin aus menschlichen Gehirnen.