Stell dir mal, da gibt es ein Thema, das alles beeinflusst, was derzeit vor der Bundestagswahl diskutiert wird. Es hat Auswirkungen auf die Migration, den wirtschaftlichen Erfolg, die Stabilität der Demokratie und vieles mehr. Aber in all den Duellen, Quadrellen und anderen Formaten spricht so gut wie niemand über das Thema und seine Auswirkungen. Der Klimaschutz wird von der Politik weiterhin weitestgehend ignoriert. Dabei würde ein Blick auf die Fakten helfen.

Wie Klimagerechtigkeit Fluchtbewegungen verringert
Der steigende Meeresspiegel, lange Dürreperioden und Extremwetterereignisse bedrohen die Existenz von immer mehr Menschen. Wenn Ackerflächen nicht mehr genutzt werden können, durch die Trockenheit weniger Wasser zur Verfügung steht und Schädlinge sich ausbreiten, müssen die Menschen die betroffenen Gebiete verlassen. Nach Schätzungen könnten bis zum Jahr 2050 weltweit rund 140 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden. Auch die UNO-Flüchtlingshilfe hat das Problem erkannt. Zum Vergleich: Bei der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/16 sorgten jeweils etwas mehr als eine Million Asylanträge in der EU für große Aufregung und ein Gefühl der Überlastung. Das ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was mit den Klimaflüchtlingen kommen könnte.
Jeder sinnvolle Beitrag zur Reduktion der Durchschnittstemperatur und angemessene Unterstützung für die betroffenen Länder, die vor allem im Globalen Süden liegen, wäre also wesentlich hilfreich als die Schließung der Grenzen und hysterische Schreie nach Abschiebung.
Wirtschaftlicher Erfolg nur mit Klimaschutz
Nicht der Klimaschutz ist teuer, sondern eine Welt ohne Klimaschutz. Nichtstun verursacht höhere Kosten. Es gibt dazu drastische Zahlen. So schreibt das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung beispielsweise, dass 38 Billionen Dollar Schäden und 19% Einkommensverlust entstehen können – und zwar pro Jahr! Das Bundesministerium für Klimaschutz hat selbst eine Studie veröffentlicht, die für Deutschland 145 Milliarden Euro Schäden von 2000 bis 2021 und für die Zukunft bis 2050 Kosten zwischen 280 und 900 Milliarden Euro nennt.
Wenn der mögliche neue Bundeskanzler Merz trotzdem wie seine AfD-Kollegin Windräder hässlich findet, unrealistische Träume von einer Rückkehr der Kernenergie hat und gegen das Verbrenner-Aus ist, ignoriert er nicht nur diese Zahlen. Er missachtet auch, dass Deutschland wirtschaftlich abgehängt wird. Durch die deutsche Blockadehaltung bei der Elektromobilität kommen die erfolgreichsten Autofirmen nicht mehr aus dem Auto-Land Deutschland, sondern aus den USA und China. Übrigens ist China ebenso führend bei der Produktion von Solaranlagen.
Fossilität gefährdet die Demokratie
Den jahrelangen Krieg in der Ukraine kann sich Russland nur leisten, weil es von der fossilen Welt voller Öl und Gas profitiert. Deutschland und andere europäische Länder gerieten nach dem russischen Überfall in eine Energiekrise, weil sie sich zuvor von billigem Gas aus dem Osten abhängig gemacht hatten. Auch frühere Kriege waren vom Kampf um fossile Rohstoffen geprägt, zum Beispiel der Golfkrieg in den 90er Jahren durch das dortige Öl. Diktaturen stützen sich gerne auf alte, fossile Strukturen.
Sonne und Wind sind hingegen überall verfügbar. Niemand muss Krieg führen oder Zugang zu einem anderen Land haben, um an erneuerbare Energien zu kommen.
Klimaschutz bedeutet Gerechtigkeit
Auch bei dieser Bundestagswahl dürfen nur Wahlberechtigte ab 18 Jahren teilnehmen, obwohl es Versuche gab, das Wahlalter auf 16 Jahre zu reduzieren. Es ist kein Zufall, dass sich mit CDU/CSU und AfD gerade die Parteien dagegen wehren, die notwendige Maßnahmen zum Klimaschutz ablehnen. Schließlich werden diese Maßnahmen vor allem von jungen Menschen gefordert, die am meisten davon betroffen sind. Gerade die Union hat jedoch ihre Zielgruppe im Rentenalter.
Mehr Aufmerksamkeit der Politik für jüngere Menschen könnte übrigens auch ein besseres Bildungssystem und der Fortschritte in der Digitalisierung bedeuten. Aber das sind zwei weitere große Themen, die bei dieser Wahl wenig beachten werden.
Eine gute Wahl treffen
Was können wir also tun, um eine möglichst positive Zukunft zu haben?
- Am Sonntag ins Wahllokal gehen und für eine hohe Wahlbeteiligung sorgen
- Parteien wählen, die sich für die Zukunft interessieren, statt weiter in der fossilen Vergangenheit zu leben
- Sich immer aktuell und seriös informieren, um nicht auf Fake News und Propaganda reinzufallen