Im Scheinwerferlicht stehen echte oder angebliche Prominente: Schauspieler, Musiker, Sportler, auch Politiker und wirtschaftliche Führungskräfte. Stattdessen sollten aber andere Menschen ins Licht gerückt werden, die – um im Bild zu bleiben – eher am Rand der Bühne im Dunklen aktiv sind: Pfleger, Lehrer, Sozialarbeiter, Reinigungskräfte, Ehrenamtliche u.ä. Denn diese Menschen sind wirklich wichtig, obwohl sie oft wenig bis gar keine Anerkennung erhalten.
Der Möchtegern-Gesundheitsminister Jens Spahn sorgt gerade für Aufsehen, weil er Pflegekräften nahelegt, ein paar Stunden mehr zu arbeiten. Auch wenn er sich anschließend wie alle Dummschwätzer missverstanden fühlt und beklagt, dass das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen sei, bleibt der Eindruck, dass der Bundesminister keine Ahnung von den Zuständen in der Bundesrepublik hat und weit entfernt von der Realität lebt. Pflegekräfte, egal ob sie sich um kranke oder alte Menschen kümmern, haben nicht aus freier Entscheidung oft einen Teilzeit-Job, sondern weil sie es anders nicht mehr aushalten. Sie engagieren sich in größerem zeitlichen Umfang in ihrer Arbeit, als es auf dem Papier steht. Sie tun das, obwohl diese Tätigkeit körperlich und seelisch sehr anstrengend ist. Sie tun das trotz oft schlechter Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Sie tun das, weil sie sich für andere schwächere Menschen einsetzen. Dafür haben sie Applaus verdient. Genau das ist das Ziel einer Aktion, die ich am vergangenen Wochenende kennengelernt habe: 1 Minute Care.
In dieser Woche hat das ZDF in seiner Doku-Reihe 37° unter dem Titel „Lehrer am Limit“ exemplarisch eine junge Lehrerin und einen erfahreneren Kollegen gezeigt, die ein halbes Schuljahr lang in ihrem Arbeitsalltag begleitet wurden. In der Dokumentation waren erschreckende Sätze zu hören. Zehn Jahre alte Schulbücher könne man kaum noch verwenden, weil viele Schüler den Inhalt nicht mehr verstehen. Eine ganze Generation werde gegen die Wand gefahren. Über einige Probleme im deutschen Bildungssystem habe ich zuletzt schon einen Beitrag geschrieben. Umso bewunderswerter ist es, wie diese beiden Lehrer und viele ihrer Kollegen an den zahlreichen Schulen in Deutschland sich jeden Tag dafür einsetzen, allen Schülern etwas beizubringen, unabhängig von allen Problemen mit Sprache, fehlender Aufmerksamkeit, desinteressierten Eltern usw. Das betrifft nicht nur den direkten Unterricht in der Klasse, sondern auch Aktionen wie Theateraufführungen, Museumsbesuche oder Schulfeste.
Wir bemerken auch Menschen, die sich für Schüler mit besonderem Förderbedarf engagieren. Schwierigkeiten, die sich in der Integration und Inklusion ergeben, sind das Arbeitsfeld für Lehrer in Sprachkursen, Schulbegleiter usw. Sie helfen bei der individuellen Förderung, die bei den so unterschiedlichen Lernniveaus immer wichtiger wird. Auch außerhalb der Schulen sorgen Sozialarbeiter dafür, dass die Welt besser wird. Sie kümmern sich um junge Menschen, die vom Elternhaus nicht so viel geboten bekommen und trotzdem Spaß haben und Zeit mit Freunden verbringen wollen.
Ähnliches wie bei den Lehrern lässt sich über die Erzieher in Kindertagesstätten sagen. Sie kümmern sich darum, noch jüngere Menschen auf das Leben vorzubereiten. Sie entlasten berufstätige Eltern und liefern wichtige Impulse für das Sozialverhalten.
Wie sähe unsere Welt ohne Reinigungskräfte aus? Wir halten es für selbstverständlich, dass unsere diversen Mülltonnen jede Woche geleert werden. Wir nutzen öffentliche Gebäude und Straßen, die relativ sauber sind. Das geht aber nur durch den Einsatz von Menschen, die sich darum kümmern, den Dreck zu beseitigen.
Viele Vereine, Hilfsorganisationen und andere Gruppen, die sich in irgendeiner Form gemeinschaftlich betätigen, könnten angesichts knapper Kassen ohne Ehrenamtliche kaum überleben. Egal ob es um Sportvereine, Institutionen wie das Rote Kreuz und die Lebenshilfe, kirchliche Einrichtungen oder Kommunalpolitik geht – wir brauchen diese stillen Helden.
Die zentrale Stelle aus dem Lied der Höhner heißt (auf Hochdeutsch übersetzt):
Besser kann man es kaum zusammenfassen. Richten wir unsere Aufmerksamkeit und unseren Dank also mal an all diese wirklich wichtigen Menschen.