Das alte Jahr endet und ein neues Jahr beginnt. Statt guter Vorsätze, die sowieso nicht eingehalten werden, und sinnlosem Feuerwerksspektakel gibt es hier nun mal ein paar Gedanken zu Anfang, Ende und Unendlichkeit.
Von Anfang an
„Im Anfang war das Wort“, lesen wir in der Bibel, genauer gesagt im Johannes-Evangelium. „Im Anfang war die That“, sagt hingegen Goethe in seinem berühmten Werk Faust I. Allein daran sieht man schon, welche Vielfalt in einem Anfang steckt und aus wie vielen Perspektiven man solch einen Beginn betrachten kann.
Da gibt es natürlich vor allem die zeitliche Perspektive. Von einem Zeitpunkt Null beginnt etwas. Das kann eine Veranstaltung sein, deren Beginn beispielsweise auf nächsten Samstag um 19.30 Uhr festgelegt wurde. Etwas schwieriger wird es beim Jahresbeginn, weil der Zeitpunkt nicht nur von der Zeitzone abhängt, sondern auch von der Religion oder Kultur. Wenn wir über den Anfang eines Menschenlebens sprechen, wird es noch komplizierter. Beginnt es mit der Zeugung oder erst mit der Geburt? Diese Frage kann zu moralischen und juristischen Konflikten führen. Kaum mehr mit der menschlichen Vorstellungskraft zu begreifen ist es, wenn es um den Anfang der Welt geht. Diesen Anfang von Allem versuchen die Einen wissenschaftlich definieren, Urknall und so. Die Anderen versuchen es mit religiös-mythologischen Erklärungen, indem sie einen Gott oder eine andere übernatürliche Kraft beschreiben, die für die Schöpfung verantwortlich ist.
Da darf dann natürlich auch Hermann Hesses berühmter Satz nicht fehlen: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ In der Literatur ist ein guter erster Satz wichtig, weshalb vor einigen Jahren sogar mal in einem Wettbewerb der schönste erste Satz gekürt wurde. Ein guter Einstieg weckt sofort das Interesse. Das gilt abseits der Literatur auch für den ersten Eindruck bei einer Begegnung zweier Menschen. Im besten Fall wird eine lange und glückliche Beziehung daraus.
Alles hat ein Ende …
Nur für die Wurst gilt das bekanntlich nicht. Ansonsten ist alles irgendwann vorbei. Das deutlichste Ende für jeden Menschen, sofern er nicht gerade Jesus Christus heißt, ist der Tod. Es ist zwar manchmal, ähnlich wie beim Beginn des Lebens, schwierig zu definieren, wann ein Menschenleben beendet ist, doch sterben müssen wir alle. Auf die Spitze getrieben wird das Thema beim Weltuntergang, wie auch immer dieses Szenario aussehen soll. Weniger dramatisch, aber dennoch schmerzhaft ist das Ende einer menschlichen Beziehung, egal ob es um eine Ehe, eine Liebesbeziehung oder eine Freundschaft geht. Relativ harmlos ist hingegen der Schluss einer Veranstaltung. Wenn wir ein gutes Konzert oder eine andere künstlerische Aufführung besuchen, versuchen wir, das Ende trotzdem durch Zugaben hinauszuzögern. Auch sportliche Siegesserien und andere erfolgreiche Phasen sollen möglichst lange andauern und nicht enden. Schließlich will man bis zum großen Finale dabei sein.
Manchmal ist ein Ende aber auch positiv, wenn man von einer Krankheit geheilt ist, eine zerstörte Beziehung beendet oder ein anderes schwieriges Problem überwunden hat. Ganz nach dem bekannten Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Da kann es angenehm befreiend wirken, einen Schlussstrich zu ziehen.
Die Unendlichkeit
In manchen Fällen greift die Vorstellung von Anfang und Ende nicht. Das kommt in dem Begriff der Unendlichkeit zum Ausdruck. Wir kennen das zum Beispiel aus der Mathematik. Es gibt insgesamt keine größte Zahl, weil wir zu jeder Zahl wieder 1 addieren können. Auf das Jahr 2018 folgt 2019, dann 2020 usw. Deshalb haben Mathematiker das Unendlichzeichen ∞ erfunden. Wie überfordert wir mit solchen unbegrenzten Maßen sind, zeigt auch der Blick ins Weltall, wo selbst die Maßeinheit Lichtjahr nicht ausreicht. Nicht nur bei Raumschiff Enterprise alias Star Trek heißt es daher: „Der Weltraum, unendliche Weiten.“ Religiös-mythologisch ist die Unendlichkeit mit dem Traum vom ewigen Leben verbunden.